Am vergangenen Sonntag (21.3.) musste die Polizei zahlreiche Gläubige der Serbisch-Orthodoxen Kirche in München-Neuperlach zwingen, während der Heiligen Liturgie die Kirche zu verlassen. Es hatten sich aber sehr viel mehr Menschen eingefunden als das geltende Hygienekonzept vorsieht. Sie standen dicht gedrängt nebeneinander und hielten die vorgeschriebenen Abstandsregeln nicht ein. Angesichts dieses Andrangs war die Priesterschaft offenbar überfordert mit der Situation. Die Sicherheitskräfte hatten keine andere Wahl als Gläubige zu bitten, die Kirche zu verlassen. Mehrere Zeitungen berichteten über den Polizeieinsatz.
In München ist genau das passiert, wovor ich zu Beginn der Pandemie im vergangenen Frühjahr die mir unterstehenden Priester eindringlich gewarnt habe: Deutsche Gesetze wurden gebrochen, Menschenleben gefährdet. Das Ansehen unserer Kirche hat darunter gelitten.
Ich bin entschlossen alles zu tun, damit sich so ein Vorfall in keiner der serbisch-orthodoxen Gemeinden in Deutschland wiederholt.
Die Verantwortlichen in der Münchner Gemeinde werden zur Rechenschaft gezogen werden. Ich ermahne einmal mehr die Priesterschaft kompromisslos die jeweils geltenden Infektionsschutzbestimmungen durchzusetzen: Abstandsregeln müssen eingehalten und Besucherzahlen limitiert werden. Es gilt in jeder Kirche Maskenpflicht. Bei der Heiligen Kommunion müssen die vereinbarten Hygienekonzepte beachtet werden. Gemeinden mit mehreren Priestern haben an Sonn- und Feiertagen auch mehrere Gottesdienste anzubieten, um möglichst vielen Gläubigen die Teilnahme an der Liturgie zu ermöglichen. Auch die Gläubigen sollen sich diszipliniert verhalten, entsprechende Anweisungen ihrer Priester folgen.
Unsere Kirchen sind kein rechtsfreier Raum. Es gelten dort – wie überall in Deutschland – die hier gültigen Gesetze. Ich ermuntere meine Priester und die Verantwortlichen in den Gemeinden, im Zweifelsfall das Gespräch mit den deutschen Behörden vor Ort (Gesundheits- und Ordnungsamt) zu suchen.
Die Corona-Zahlen hierzulande steigen weiter, die so genannte dritte Welle überrollt Deutschland. Wir sind Teil dieser Gesellschaft. Wir müssen damit rechnen, dass der Besuch von Gottesdiensten eingeschränkt oder zeitweise verboten wird. Für uns alle ist dies eine schwierige Situation. Doch je mehr Menschen geimpft werden, desto mehr wird sich die Lage entspannen. Zeigen wir mit Taten, dass wir Christen sind und uns das Wohlergehen unseres Nächsten am Herzen liegt. Wir dürfen niemanden mit unserem Verhalten gefährden.
Düsseldorf, der 23. 3. 2021,
Serbisch-orthodoxer Bischof von Düsseldorf und Deutschland,
Grigrorije Duric